Dienstag, 24. März 2020

Landleben versus Stadtleben: haben wir nun Glück oder Pech?

Ich bin ein Stadtkind. Habe mehr als mein halbes Leben in der Stadt verbracht und dort - zugegebenermaßen am Stadtrand - in Hamburg wunderschön gelebt. Zentral und doch draußen, alle Geschäfte fußläufig, der Job nur ein paar Minuten entfernt. Gefühlt eine Million Kitas und Schulen um mich rum, genug Physiotherapie Praxen in der Nähe, um über einen Jobwechsel nachdenken zu können. Alles einfach und leicht, wenn auch nicht immer bezahlbar.






Dann wuchs da der Wunsch nach dem alten, besonderen Haus, mit Platz drum rum. Logischerweise bezahlbar. Und so landeten wir hier. Zuerst gefühlt viel zu weit weg von Zuhause, dann wurde es immer mehr unser Zuhause. Freunde kamen hinzu, ein paar Alte wurden weniger gesehen. Ich habe geflucht über die wenigen Einkaufsmöglichkeiten (obwohl ich den Weltbesten E**** Meyer in meiner Straße habe). Wollte shoppen ohne lange zu fahren, suchte Zerstreuung. Wollte zwischen mehr als diesen beiden Kindergartenmodellen wählen können, wollte überhaupt einen Kindergartenplatz für meinen Kinder haben. Ich war genervt, als wir bangen mussten, ob wir einen Platz an der für uns besten weiterführenden Schule bekommen. Ich war neidisch und bin es noch, wenn Herr Reetselig tagaus tagein in meine Stadt mit dem Zug fährt und dieses Stadtfeeling schnuppern darf/kann/muss, während ich mir diese Fahrten verkneife, weil ein Hin-Rückticket mit der Bahn knappe 25,-€ kostet und das Auto klimatechnisch gesehen, nur für ein bisschen Stadtfeeling ohne Grund, echt ein nogo ist. Also vergehe ich manchmal vor Sehnsucht nach meiner Heimatstadt, sitze ein paar Kilometer nördlicher in der Sonne, blicke auf den Fluss, arbeite vor Ort und genieße die Sonne und bin auch glücklich. Ich mache Fotos und halte das Glück fest. Ich poste auf Instagram, die erste Tasse Kaffee am Fluss oder wenn ich mit dem Hund durch Feld,Wald und Flur ziehe. Ich poste wie ich im Sommer das Büro nach draußen verlege wenn alle im Büro schwitzen oder wenn ich mit dem Strickzeug im Strandkorb sitze.

Und jetzt sind wir wegen der größten Krise, die ich mir nicht mal im Traum hätte ausmalen können, wegen dieses miesen Coronavirus SARS-CoV-2, dazu verdammt, Zuhause zu bleiben. Uns nicht bei der ersten Frühlingssonne in Cafés und Parks mit Freundinnen zu setzen, nicht nach St.Peter Ording auf den Strand zu fahren. Keine gemütlichen Grillabende mit Freunden, keine Spielplatztreffen, Geburtstagsfeiern im Park, kein Sport auf dem Wasser oder auf Außensportanlagen...
Nicht alle haben jetzt das Glück einen Balkon oder gar ein Haus mit Garten zu haben, rausgehen zu können, die Kinder und Hunde vor der Tür zu lüften.

Und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich das genieße, weil ich weiß, das verdammt viele von euch Zuhause sitzen und einen Lagerkoller kriegen. Ich mag deshalb gar keine Fotos posten, wie der Frühling vor der Tür erwacht. Ich traue mich nicht zu schreiben, wie schön es ist.

Aber muss ich wirklich ein schlechtes Gewissen haben? Muss ich jetzt darüber nachdenken, wie ihr euch alle da in der Stadt fühlt, wenn ihr euch doch wahrscheinlich niemals fragt, wie mir hier im Winter an dunklen Tagen die Decke auf den Kopf fällt, weil es keine Cafés und hübschen Geschäfte fußnah gibt. Weil ich nicht spontan ins Theater oder Kino gehen kann? Weil die Auswahl schöner Restaurants eher bescheiden ist, usw.... Ach Schiet drauf!

Wisst ihr was? Ich denke ganz fest an euch alle!

So oder so. Ich mache mir Sorgen. Ich versuche, euch Sonnenstrahlen zu schicken. Ich möchte mich  mit euch zusammen an den Strand träumen und deshalb werde ich Bilder von draußen posten, denn ich freue mich auch wie Bolle über Strandbilder von denen, die dort leben und das Glück haben dort frische Meeresluft schnappen zu dürfen. Also lasst uns den Feed mit schönen Bildern zupflastern, damit wir nicht komplett durchdrehen. Postet was ihr gerade macht. Egal ob nur die Füße auf der Fensterbank in der Sonne liegen, der Sauerteig dort wächst und gedeiht oder die Blumen sprießen. Und manchmal sind es auch die schönen Fotos aus dem letzten Jahr, die unsere Laune heben. Ich hoffe stark darauf, jetzt die Zeit zu finden meine Schwedenbilder vom letzten Jahr durchzusehen, um ein paar  schöne Fotos zum Aufhängen rauszusuchen und hier für den Blog .

      Haltet alle die Ohren steif und bleibt gesund!

             Claudia

1 Kommentar:

  1. Beides hat Vor- und Nachteile, Stadt und Land. In diesen Zeiten bin ich aber ganz froh, auf dem Land zu leben und mal einfach eine Auszeit im nahen Wald zu genießen.
    LG
    Ingrid

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