Machen wir uns nichts vor, wir alle haben eine Vorstellung davon, wie Weihnachten stattfinden soll.
Festlich, geschmückt, ein Tannenbaum, Geschenke, die darunter liegen und gutes Essen bei Kerzenschein. Das ganze posten wir dann und zeigen, wie schön wir alles gemacht haben…
Ganz sicher verbinden wir Weihnachten nicht mit Feuerwehreinsatz, Hochwasser, Angst, Überschwemmungen, Sandsäcken und das was euch meine Bilderflut gleich zeigt.

Unser Weihnachten und das vieler unserer Freunde und Mitbewohner in Wrist, Kellinghusen und seit heute in Wulfsmoor, ist ins Wasser gefallen. Eine Menge Feuerwehrleute der freiwilligen Feuerwehren pumpen und helfen, statt Weihnachten mit ihren Familien zu feiern! Euch gebührt ein riesengroßer Dank!!! Ich war so glücklich, als endlich der Trecker mit den Sandsäcken seinen Weg durch die Wassermassen zu uns gefunden hatte. Denn unser Teil des Dorfes, südlich der Bramau, war nicht mehr erreichbar von der nördlichen Seite, da die Brücke extrem in Gefahr war. Das THW hat deshalb mit großen Pumpen Wasser von der einen Seite auf die andere Seite gepumpt, um für Entlastung zu sorgen und die Brücke konnte nur noch zu Fuß überquert werden. Von hinten war auch kein durchkommen möglich, da die Straße überflutet war und nur noch mit dem Trecker zu durchqueren…
Hochwasser in Wrist gehört ein bis zweimal im Jahr dazu. Ganz besonders, wenn viel Regen und Sturm zusammen kommen, so wie diesmal. Und natürlich hat unsere super Lage am Fluss auch ihren Preis, doch dass, was wir diesmal erleben, ist wirklich extrem. Aber seht selbst :
 |
Das ist unser Deich! Von hier habe ich so einige Fotos im Sommer gepostet... |
 |
Die Weide ist unser Schattenspender am Fluss, eigentlich hängt unsere Schaukel daran. |
 |
Das Regenwasser kann nicht mehr abfließen und vermischt sich mit dem Sickerwasser aus dem Deich und dem extrem hohen Grundwasser |
 |
Zwanzig Zentimeter blieben noch bis zur Deichkante! |
 |
Den Kescher hatten wir am 23.12. abends als Markierung gesetzt, damit wir den Wasserstand beobachten konnten. |
Es gibt keine Bilder von den unzähligen Pumpeneinsätzen, den vielen lieben Helfern in unserem Garten, die klatschnass, dreckig und kalt alles gegeben haben. Auch nicht von den verzweifelteten Momenten, als die Pumpen erst nicht arbeiten wollten, als die Sandsäcke nicht kamen, als es draußen noch stockdunkel war. Es gibt keine Fotos von dem Moment, als mein Bruder unbeabsichtigt eine Alsterfontäne im Garten installiert hatte und alle lachen mussten Es gibt keine Fotos von den erleichterten Momente, als wir merkten, dass unsere Lage sich bessert…
Aber es gibt ein Foto von unserem Tannenbaum, mit den in letzter Sekunde drunter gelegten Geschenken (… so ganz traute dem Wasser keiner…)
Es gibt auch keine Fotos von uns in festlicher Kleidung… es gab nämlich keine festliche Kleidung. Stattdessen saßen wir in unseren schmuddeligen Sachen da, jederzeit zum Arbeiten bereit. Aber wir hatten eine Bescherung und auch leckeres Essen (ohne Tamtam).
Es gab auch den Moment der großen Tränen, als ich kurz bei meinen Nachbarn drin war - alles war festlich und sie wünschten mir "Frohe Weihnachten"und ich hatte einen Flash…
Und es gab kurz vor Mitternacht das große Singen am Deich. Mit den Nachbarn haben wir auf dem Deich gestanden und Weihnachtslieder gegen die Fluten vor unseren Füßen und für die Feuerwehrmänner auf der anderen Flussseite (die immer noch pumpen) gesungen. Wessen Idee war das eigentlich? Es war jedenfalls großartig und es hat diesem gemeinsam bewältigten Tag einen schönen Abschluss gegeben.
Heute sah alles schon ein bisschen besser aus. Herr Reetselig hat unsere Drainage auf dem Rasen wieder flott gekriegt und endlich konnten wir die Pumpen abschalten.
Das Wasser ist zurück gegangen. Der höchste Stand war oberhalb des kleinen Pflogs… Da konnten wir im Sonnenschein schon mal ein bisschen Spaß vertragen.
 |
seht ihr die Feuerwehr? sie pumpt ununterbrochen Wasser… immer noch! |
Nun , wenn hier irgendwann das Wasser wieder weg ist, dann können wir uns wohl ein paar Gedanken über die Neugestaltung des Garten machen… außerdem brauchen wir ein paar Tage Dauerfrost, um das Kinderhaus abzubauen, es ist Einsturzgefährdet. Um es heil runter zu bekommen ,wollen die Männer es mit einer Hubbühne runterholen…
Aber noch haben wir andere Sorgen. Während wir uns über niedrigeren Wasserstand freuen, muss mein Bruder in Wulfsmoor sich mit den anderen Bewohnern um die Häuser sorgen. Dort ist das Wasser über die Deiche gelaufen und hat Wiesen und Weiden überschwemmt und die ersten Häuser massiv bedroht. Sandsäcke wurden gemeinsam gefüllt und um Häuser gelegt.
Ich hoffe von ganzem Herzen, dass wir diese Nacht alle gut überstehen.
Am Ende dieses so ganz anderen Weihnachtsposts möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die uns so toll geholfen haben, damit es für uns überhaupt ein Weihnachtsfest gab!
1000 Dank an euch alle!
Ps. Die Fotos in diesem Post stammen von Danny, Stine und mir.
PS 2. : weitere Bilder gibt es bei
Stine auf dem Blog