Nachdem ich euch schon ein paar kreative Werke (hier und hier) aus der Kinderstadt gezeigt habe , kommen hier noch mehr Bilder und ein Bericht über die Kinderstadt , das Auenland in Barmstedt.
Seitdem ich selbst als knapp 10jährige in Hamburg im Kinderzentrum in einer Kinderstadt war, habe ich immer wieder allen von dem tollen Erlebnis vorgeschwärmt. Damals haben wir uns aus einem riesigen Berg Bauholz Holz rausgesucht und überhaupt erst einmal eine Stadt gebaut. Es war ein Erlebnis ohne Ende. Als 2011 die erste Kinderstadt in Barmstedt stattfand, sollten meine Kids unbedingt dabei sein und es klappte. Stine, die nicht mehr in die Zielgruppe der 8 - 12 jährigen passte, machte als Betreuerin für die Gruppen mit. Malin hatte das Glück mit 8, 10 und 12 Jahren mitmachen zu können und es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich ihre Zeit jedesmal dort war.
Aber was ist eine Kinderstadt?
In der Kinderstadt in Barmstedt haben 125 Kinder 5 Tage wie in einer richtigen Stadt gelebt und vormittags und nachmittags in verschiedenen Berufen gearbeitet und Auen (die dortige Währung) verdient. In ihrer Freizeit haben sie gespielt, ihr Geld von der Bank abgeholt oder Steuern beim Finanzamt gezahlt. Sie konnten im Auenlandcafé Waffeln kaufen, Smoothies genießen oder bei den Kindern, die sich selbständig gemacht haben, etwas erwerben.
Einmal am Tag war Markt. Da wurden die Dinge, die die Kinder gearbeitet haben, verkauft. Jedes Kind durfte einen Artikel reservieren. Das war gar nicht so einfach, denn natürlich wollten die Kinder am liebsten alles behalten, was sie gemacht hatten. Ein harter Lernprozess. Mich hat es jedoch auch stolz gemacht, wenn ein 12jähriger mir zeigte, dass er eines der bedruckten Baumwollsäckchen vom Vormittag gekauft hat, die ganz andere Kinder angefertigt hatten. Denn so soll Markt ja sein. Etwas anfertigen, was allen gefällt.
Ganz klar gehörten die Seifenblasen dazu. Sonja hat jeden Tag mit einer Gruppe von Kindern Mitmachzirkus veranstaltet. Neben Einradfahren, Jonglage und anderen tollen Dingen, haben sie riesige Seifenblasen gemacht. Ich habe es bereits bei Instagram gezeigt. Die Seifenblasenangeln dafür haben die Kinder selbst gebastelt und die tolle Flüssigkeit gab es gleich dazu. Für 5 Aue.
Die Kinder haben in einer 2 stündigen Schicht 8 Aue bekommen, davon mussten 50 % Steuern gezahlt werden (wenn nicht kam die Steuerfahndung :-) So eine Ausgabe musste also gut überlegt sein. Denn es gab ja noch so vieles anderes zu kaufen.
Am kreativsten waren die Kinder, die sich selbständig gemacht haben. Da gab es Popcorn gleich am ersten Morgen, selbstgemachtes Eis, Crepes, selbstgemachte Kartoffelchips, Naschitüten. Um Selbständig zu werden, mussten die Kinder zur Unternehmungsberatung, danach zum Einkaufen in das Nachbarland :-) und dann loslegen. Nach Abzug ihrer Kosten, Steuern und teilen mit den anderen Unternehmern, blieben ihnen im Schnitt 19 Aue. Eine coole Sache. Die beiden 12j. Jungs, die mir davon erzählten, machten deshalb am nächsten Morgen auch erstmal einen auf Arbeitslos, ganz gechillt….
Das hier sind Werke, die bei den Aufflitzern entstanden sind. Sehr beliebt bei den Kids, weil man mit Sprühdosen rumhantieren durfte.
Das war in den Augen der Kids sowieso das beste, das Erwachsene, insbesondere ihre Eltern (denn ein paar Arbeitgeber und Organisatoren waren natürlich da, aber hielten sich möglichst im Hintergrund) keinen Zugang zur Kinderstadt hatten. Dadurch hat ihnen keiner reingeredet, wofür sie ihr selbstverdientes Geld ausgaben, welchen Job sie sich beim Arbeitsamt aussuchten und was sie in ihrer Freizeit taten.
Der Tag in der Kinderstadt war lang. Er begann morgens um 8.00 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück und endete abends um 18.30 Uhr mit dem Abendessen. Das war super für arbeitende Eltern.
Beim Frühstück wurde das Auenlandradio gespielt, natürlich mit Beiträgen, die die Kinder selbstgestaltet hatten. Jeden Nachmittag gab es den Auenboten mit den neuesten Nachrichten aus dem Auenland. Vor dem Abendessen gab es eine Stadtversammlung, in der über Gesetze geredet , am zweiten Tag der Bürgermeister gewählt wurde (in diesem Jahr ein neunjähriger Junge) und in dem das Parlament, jeden Tag berichtete. Das Parlament setzte sich aus den Gruppensprechern zusammen. Es gab von jeder Altersgruppe eine Mädchen und eine Jugengruppe mit 12 Kindern. Das Parlament tagte jeden Morgen und diskutierte über Gesetzesentwürfe, Steuersenkungen, mehr Geld für Parlamentarier, etc.
Es gab Feuerwehr, Polizei, Sanitäter, eine Bäckerei, einen Schmied, eine Näherei, ein Fotostudio, eine Stadtführung für die Bürgermeisterin von Barmstedt, einen Gottesdienst, eine Fahrradwerkstatt und und und…
Denn ganz ehrlich, in dem Moment, wo am Freitag um 15.00 Uhr die Eltern das Auenland betreten durften, war die Stadt keine richtige Kinderstadt mehr.
Ich freue mich riesig auf die nächste Kinderstadt in zwei Jahren und meine Jüngste möchte dann unbedingt Nachwuchsgruppenbetreuerin werden :-) Es ist Wahnsinn, was das ORGA- Team dort jedesmal auf die Beine stellt. Total genial ist es auch deshalb, weil alle Beteiligten ehrenamtlich dort tätig sind. Viele haben sich für diese Woche Urlaub genommen, die jugendlichen Betreuer eine Woche ihrer Ferien für die Kleineren geopfert (und jeden Morgen nicht ausschlafen können…) und alle zusammen haben es zu etwas ganz besonderen gemacht.
Wenn ihr noch ein bisschen mehr über die Kinderstadt lesen möchtet, könnt ihr das bei der Kinderstadt Barmstedt tun. Vielleicht habt ihr ja selber Lust eine Kinderstadt auf die Beine zu stellen.
Und weil einiges von den Kreativen Dingen dort oben mit mir zusammen entstanden ist, verlinke ich das Ganze beim Creadienstag und Handmade on Tuesday, Happy Recycling
Liebe Grüße vom Deich
Claudia
Hallo Claudia,
AntwortenLöschenvielen lieben Dank für den ausführlichen Bericht über die Kinderstadt. Das ist wirklich eine sehr tolle Sache. Wenn HH nicht so weit weg wäre, würde ich glatt auch mitmachen wollen. Toll, dass du dich engagierst und den Kindern so tolle Ferien ermöglichst.
Liebe Grüße, Katharina
Hallo Katharina!
LöschenIch war nur ein kleines Licht, das ORGA-Team hat unglaubliches geleistet.
Klar, dass nicht jeder in unserer Nähe wohnt, aber wäre doch toll, wenn es das auch bei euch gebe. An einigen Orten finden Kinderstädte ja so oder so ähnlich statt. Wenn man die Entwicklung der Kinder in den 5 Tagen beobachtet, dann wäre es wünschenswert, wenn jedes Kind mal mitmachen könnte.
Liebe Grüße vom Deich
Claudia